Anke Huber ist Betriebswirtin und Mutter von drei Kinder. Sie engagiert sich seit einem Jahr im Verein und ist BuchPatin von einem 7-jährigen spanischsprachigen Kind an der Erich-Kästner-Schule.


1.Wie sind Sie auf den Verein aufmerksam geworden? Warum haben Sie sich für Kultur verbindet e.V. entschieden?

Den Verein kenne ich erst seit Januar 2020. Im General Anzeiger stand in einem kleinen Artikel, dass der Verein Kultur verbindet e.V. Lesepaten für verschiedene Schulen sucht. Das hat mein Interesse geweckt und ich habe mich nach einem Gespräch mit Frau Dr. Rheingans (Anm. der Redaktion: Projektkoordinatorin von Kultur verbindet e.V.) entschlossen eine Lesepatenschaft an der Erich-Kästner-Schule zu übernehmen. Zwei Tage nach dem Kennenlern-Treffen mit den Patenkindern, Eltern und Lehrern wurden leider wegen der Corona-Pandemie die Schulen geschlossen. Das heißt, ich habe mit meinem Patenkind nie in der Schule gelesen.

2. Wie gestalten Sie genau Ihre Tätigkeit bei den Corona-Einschränkungen? 

Da mein Patenkind durch den Lockdown im letzten Frühjahr praktisch keine Möglichkeit hatte Deutsch zu sprechen, habe ich mir relativ schnell überlegt mit ihm die Lesestunden per Video-Telefonie (Skype) zu machen. Nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten bin ich dann dazu übergegangen das aktuelle Buch einzuscannen und meinen Bildschirm zu teilen. So können wir beide gleichzeitig auf das Buch schauen. Das klappt prima!
Die größte Schwierigkeit beim gemeinsamen Lesen ist der teilweise noch fehlende Wortschatz. Wörter, die mein Patenkind nicht kennt und die ich so nicht erklären kann, google ich im Internet und zeige ihm ein Foto davon. So hat er zum Beispiel schon die deutschen Wörter Wildschwein, Sonnenblume oder Dirigent gelernt. Das lustigste Wort, welches ich bisher erklären musste, war „Purzelbaum“. Ich habe ihm dazu ein kleines Video gezeigt.
Im ersten Lockdown im letzten Frühjahr haben wir ein- bis zweimal Mal in der Woche gelesen. Im momentanen Distanzunterricht schaffen wir sogar drei bis vier Videokonferenzen in der Woche. Mein Patenkind freut sich jedes Mal, ist immer sehr interessiert und motiviert.

3. Haben Sie als Kind auch viel gelesen? Was war Ihr Lieblingskinderbuch?

Als Kind habe ich sehr viel gelesen. Ich hatte kein bestimmtes Lieblingsbuch, aber die Bücher von Astrid Lindgren mochte ich besonders gerne.

4. Was war Ihr schönstes Erlebnis in dem Jahr Ihrer Ehrenamtsarbeit?

Ende Mai 2020 konnte ich mich mit meinem Patenkind und seiner Familie zum ersten Mal persönlich treffen. Wir haben einen Ausflug in den Kottenforst gemacht und die Wildgehege mit den Wildschweinen und dem Rotwild besucht. Mittlerweile haben wir uns schon einige Male getroffen.  Das ist natürlich immer besonders schön und es ist ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen uns entstanden.

5. Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto? Was motiviert Sie im Leben?

Ich habe als Kind ja selber viel und gerne gelesen und auch meinen drei Kindern habe ich sehr gerne vorgelesen. Dadurch habe ich erfahren, wie bereichernd es ist einen Zugang zur Welt der Bücher zu haben.

Ohne gute Sprachkenntnisse und Sprachverständnis bleibt einem viel verschlossen, um hier in Deutschland am Leben teilzunehmen. Man ist dann in gewisser Weise von der Außenwelt abgeschnitten. Der Zugang zur Sprache ist so gesehen der Schlüssel für die erfolgreiche Integration! Mein Lesepatenkind ist noch jung und begegnet dieser Welt ganz offen. Wir haben auch immer wieder viel zu lachen. Ich unterstütze ihn auf seinem Weg und das macht mir sehr viel Spaß!

Am 08.02.2021 interviewt von Victoria Luin