26.07.2017: Interview mit einer Buchpatin an der Andreasschule und an der Lyngsbergschule


Mein Ehrenamt hat mich auch im Juli wieder mit einer interessanten Person zum Thema „BuchPatin“ in Bad Godesberg zusammengebracht. Frau H. hat mich auf meine Interview-Anfrage hin zu sich nach Hause eingeladen und wir haben uns bei Kaffee und armenischer Schokolade über ihre „BuchPatenschaft“ unterhalten.

Frau H. ist über den „Kulturtisch“ auf den Verein „Kultur verbindet e.V.“ aufmerksam geworden und hat sich im Laufe eines Gesprächs mit der Gründerin, Arzu Çetinkaya, dazu entschieden, auch eine „BuchPatenschaft“ zu übernehmen.
Frau H. ist seit 6 Jahren für den Verein ehrenamtlich tätig und hat in diesem Jahr bereits ihr zweites Patenkind übernommen. Salime (Name geändert) geht zusammen mit ihrer Zwillingsschwester in die erste Klasse der Andreasschule in Rüngsdorf und wohnt zusammen mit ihren Eltern und zwei weiteren Geschwistern fußläufig zur Schule.

Salime ist – sicher auch altersbedingt – sehr schüchtern, nimmt aber mit Freude und Begeisterung an den wöchentlichen Stunden der „BuchPatenschaft“ mit Frau H. teil und spricht gut deutsch. Sie liest mit großem Interesse und hat im Rahmen der Patenschaft bereits ein Buch durchgearbeitet, welches sie anfangs gemeinsam mit Frau H. ausgesucht hat. Um das Interesse für das Buch auch bei der wöchentlichen Unterbrechung aufrecht zu erhalten, fragt Frau H. zum Anfang jeder neuen Stunde zunächst ab, was Salime aus dem Buch behalten hat. Dann wird weiter gelesen – Salime übernimmt dann den Text mit den „großen“ Buchstaben, Frau H. das „Kleingedruckte“. Sie sprechen dann gemeinsam über die im Buch dargestellten Bilder und deren Inhalte.

Aktivitäten außerhalb der Schule haben Frau H. und Salime bislang nicht unternommen, möchten das aber vielleicht sogar schon in diesen Sommerferien nachholen. Auch die Eltern von Salime befürworten die Patenschaft und sind sehr offen.
Bevor Frau H. mit Salime im Rahmen der „BuchPatenschaft“ zusammen gearbeitet hat, hatte sie eine Patenschaft in der Lyngsbergschule mit einem 8-jährigen, türkisch stämmigen Mädchen. Ayshe (Name geändert) hat wie Salime mehrere Geschwister, ist aber als Nachzüglerin mehr oder weniger wie ein Einzelkind aufgewachsen.

Vielleicht hat sich dadurch zwischen Frau H. und Ayshe eine besonders tiefe Freundschaft entwickelt, die bis heute anhält und sich auch auf die Familie ausgeweitet hat. Frau H. steht mit der Familie auch heute noch in sehr engem Kontakt und durfte zuletzt sogar bei der Geburt des ersten Kindes von Ayshes ältester Schwester zugegen sein – eine sehr große Ehre und ein riesiger Vertrauensbeweis für Frau H..

Auch von den sehr guten Kochkünsten von Ayshes Mutter durfte Frau H. schon in mehrfacher Hinsicht profitieren. So durfte sie schon häufig selbst von den zubereiteten, türkischen Speisen kosten und hat gleichzeitig viele Rezeptideen übernommen und auch selbst nachgekocht.

Ein türkisches Buffet zu ihrem Geburtstag war die Krönung der hervorragenden Kochkünste, denn seit dem wollen auch alle Bekannten von Frau H. zu ihren Festen nur noch von Ayshes Mutter bekocht werden.

Frau H. ist überzeugt, dass besonders Ayshe durch die Zusammenarbeit deutlich mehr Achtsamkeit und Geduld mit sich selber erlernt hat und die „therapeutische Wirkung“ (u.a. ermöglicht Frau H. Ayshe Reitunterricht) auch in diesem Team sein Ziel nicht verfehlt hat. So haben die beiden auch außerhalb der „Schulzeit“ schon viele Dinge gemeinsam unternommen und erlebt.

In dem Gespräch mit Frau H. ist nochmal sehr bewusst geworden, wie wichtig Integration ist und wie toll diese funktionieren kann.

Es hat mich gefreut erneut eine so aufgeschlossene und empathische Dame zu treffen, die mir in ihren Worten Einblick in eine Welt gibt, in der Geben und Nehmen an gleicher Stelle stehen.

- Claudia Starke