Brigitte Greiffendorf ist Diplom-Pädagogin und seit ca. 6 Jahren ehrenamtlich für Kultur verbindet e.V. tätig. Sie hat Pädagogik studiert und viele Jahre in der Erwachsenenbildung gearbeitet. Im Verein engagiert sie sich als Koordinatorin und BuchPatin an der Lyngsbergschule.


1.Wie sind Sie auf den Verein aufmerksam geworden? Warum haben Sie sich für Kultur verbindet e.V. entschieden?

- Ich habe einen Zeitungsartikel über Kultur verbindet e.V. im General-Anzeiger gelesen. Unter der dort   angegebenen Nummer habe ich angerufen und mich bei der damaligen Koordinatorin der Lyngsbergschule - Frau Fromm - informiert. Ich fand das Engagement des Vereins sehr ansprechend und wollte gern an einer Schule in Bad Godesberg mitarbeiten, da ich dort wohne. Seitdem bin ich für den Verein ehrenamtlich tätig.

2. Was gefällt Ihnen besonders gut an der Vereinsarbeit?

- Als BuchPatin lese ich mit einem Kind, manchmal auch mit zwei Kindern gemeinsam, möchte sie für Bücher begeistern. Außerdem bin ich für die Koordination an der Schule verantwortlich. Das ist eine gute Herausforderung für mich! Ich komme nicht nur zur Schule, lese mit Kindern und gehe danach nach Hause, sondern versuche die Arbeit der Buchpaten zu vernetzen.  

Ich möchte dafür sorgen, dass es allen rundum gut geht! : den Kindern, dass sie die richtigen Paten haben, den Paten, dass sie mit ihren Kindern zurechtkommen und die richtigen Bücher zum Lesen erhalten und Räume finden, in denen sie ungestört lesen können. Auch der Kontakt zu den Klassenlehrern muss gut gepflegt werden Ich versuche einfach da zu sein und zu vermitteln, wo es gerade hakt oder Hilfe gebraucht wird. Mir ist auch wichtig, dass die BuchPaten auch untereinander in Kontakt stehen und sich austauschen können.

3. Was war Ihr schönstes Erlebnis in Ihrer Ehrenamtsarbeit?

- Ja, das kann ich erzählen. Ich hatte ein Kind mit polnischem Hintergrund, die Eltern hatten sich getrennt.  Die Konzentrationsfähigkeit des Kindes war stark beeinträchtigt und ich fand, dass das Lesen mit ihm für mich eine Herausforderung darstellte. Bei unserer gemeinsamen Lesestunde hatte es immer etwas zum Spielen in der Jackentasche, ständig zog es Figürchen oder Flummis heraus.   Dies hinderte es daran, wirklich am Lesen oder Thema zu bleiben. Es fand immer etwas, das  vom Lesen ablenkte. Eines Tages feierte der Verein sein 10- jähriges Jubiläum und hatte dafür ein Fest im Haus der Geschichte in Bonn organisiert. Die Kinder aus der Lyngsbergschule haben bei diesem Fest gesungen. Das Kind hatte ein kleines Solo zu singen und das fand er ganz toll! Nach dem Auftritt kam es zu mir und sagte sehr ernsthaft:“ „Das habe ich nur für Dich gesungen!“ Das fand ich sehr rührend! Und nach solchen Momenten sage ich mir "Ich weiß, es lohnt sich für die Kinder einzusetzen.“

4. Wo sehen Sie Ihre persönliche Herausforderung in der Arbeit mit den Kindern mit Migrationshintergrund?

- Das ist sehr unterschiedlich! Manchmal ist das „nur“ Nachhilfe im Lesen und Erweiterung des Sprachschatzes. Oft ist das aber so, dass man ein engeres bzw. ein vertrautes Verhältnis zu den Kindern aufbauen kann. Die Kinder betrachten dann ihre Paten als Tante oder Onkel, die sie hin und wieder auch zu Hause besuchen und auch zu den Eltern ein gutes Verhältnis aufbauen können. Kurz, Integration geschieht über Sprachfähigkeit und über zwischenmenschliche Beziehungen!

Zum Beispiel, habe ich ein BuchPatenKind begleitet, das in der Familie mit sehr vielen Geschwistern aufgewachsen ist. Für dieses Kind war es einfach wichtig, dass ein Erwachsener einmal in der Woche eine dreiviertel Stunde lang aufmerksam zuhörte und dass das Kind im Mittelpunkt stehen durfte. Das war eine neue Erfahrung für dieses Kind. Zu zweit sind wir dann in den Kölner Zoo gefahren, das Kind war dort überhaupt zum ersten Mal in einem Zoo und wir haben beide den Nachmittag sehr genossen.

5. Wie gestaltet sich Ihre Patenschaft/Ehrenamtsarbeit unter den Coronabedingungen?  Können Sie sich vorstellen, dass der Einsatz von digitalen Medien Ihnen dabei helfen kann?

- Zurzeit habe ich kein BuchPatenKind, weil ich zur Hochrisikogruppe gehöre. Ich wusste nicht genau, ob das Kind, mit dem ich zuletzt las, und seine Mutter sich wirklich an die Corona-Regeln halten, ich hätte zum Lesen in die Wohnung der Familie gehen müssen. So habe ich dem Kind einige Male geschrieben, leider aber keine Rückmeldung erhalten. Viele BuchPaten*innen haben mir auch am Telefon gesagt, dass sie Angst vor Ansteckung haben und vorerst ihr Ehrenamt ruhen lassen.   

Ich kann mir sehr schlecht den Einsatz von digitalen Medien bei unserer Arbeit vorstellen, z.B. Lesen mit dem Smartphone. Auch ist mir nicht klar, ob die finanziellen Mittel in den Familien vorhanden sind, um Handy oder PC anzuschaffen. Außerdem sind mir solche digitalen Neuheiten nicht so sympathisch, muss ich ehrlich gestehen. Ich möchte lieber mit dem Kind an einem Tisch, vielleicht mit dem Abstand zum offenen Fenster, sitzen und direkten Blickkontakt zum Kind haben.

6. Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto?

- Kinder sind unendlich faszinierend, aber auch verletzlich. Ich möchte ihnen helfen sich in diesem Land, seiner Kultur, seinen Menschen wohlzufühlen. Das gelingt vielleicht in Ansätzen, wenn ich sie als Patin ein Jahr lang begleiten darf. Ich nehme auch etwas mit, der Kontakt zu den Kindern bereichert auch mein Leben und oft erfahre ich auch etwas von der Kultur, aus der die Kinder stammen.

Am 01.03.2021 interviewt von Victoria Luin

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